Lomilomi – die Kunst achtsamer Präsenz
Der Ursprung von Lomilomi
Das Wort „Lomi“ kommt aus Hawaii. Übersetzt bedeutet es „massieren, reiben, drücken oder kneten“. Es ist auch die alte hawaiianische Bezeichnung für die Arbeit mit der mana (Lebenskraft) von Körper, Geist und Seele des Menschen.
Lomilomi ist die traditionelle Massage aus Hawaii, die durch viele Generationen von Inselbewohnern entwickelt und über die Jahrhunderte von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Hauptsächlich innerhalb von Familien praktiziert, wurde in der Regel ein Familienmitglied in jungen Jahren ausgewählt, dieses Wissen zu erlernen, um Experte (Kahuna) darin zu werden. Da Lomilomi weder einen besonderen Ablauf noch bestimmte Techniken vorschreibt, existieren so viele Stile wie Praktizierende. Jede Insel, jede Grossfamilie und jede Heilmethode war und ist einzigartig. Lomilomi ist also keine landesweit einheitliche Massageform, wie z.B. Shiatsu und wurde nicht schriftlich festgehalten. Sie umfasste jedoch, trotz ihrer Vielfältigkeit, stets Körper, Geist und Seele, wenn auch etwas anders als heute.
Die Wurzeln meiner Arbeit gehen zurück auf Kahu Abraham Kauai’i (†2004), einen Kahuna, der auf Kauai lebte („Insel der starken Gebete“ heisst Kauai bei den Ureinwohnern, weil auf ihr stets besonders machtvolle Schamanen und Heiler wirkten). Seit 1981 wird diese häufig auch als „hawaiianische Tempel-Massage“ bezeichnete Form ausserhalb von Hawaii gelehrt.
Ich biete diese Arbeit, auch als 4-händige Lomilomi an, bei der wir zu zweit und synchron arbeiten.
Heute hat lomilomi als Entspannungsmassage auch Eingang in die exklusivsten Wellness-Center der Welt gefunden. Im spirituellen Sinn angewandt, geht die traditionelle Massage jedoch viel tiefer und wirkt dadurch sehr heilsam für Körper und Seele.
Was ist Lomilomi?
Im Zentrum von lomilomi steht ein Bewusstseinszustand, der den Zauber und die Aloha (link zu Mana und Aloha, siehe unten) Hawaiis reflektiert. Dabei werden der Körper und seine Energiebahnen durch das sanfte, aber bestimmte Lockern und Lösen des weichen Gewebes gereinigt und energetisiert. Der wichtigste Aspekt von Lomilomi besteht aus einem ehrlichen und natürlichen Umgang mit dem eigenen Selbst, der aina (Land, Erde, Umwelt), den aumakua (spirituelle Welt), dem Klienten und Akua (Gott). Lomilomi ist die „handgreifliche“ Manifestation von Aloha, die dem weichen Körpergewebe auf kunstvolle Weise mitgeteilt wird.
Sie ist eine Erfahrung, bei der Harmonie zwischen dem Körper und der Natur entsteht und die das Bewusstsein erweitert. In Hawaii steht sie dafür, den wahren aloha spirit, die Liebe, zu leben mit Mitgefühl für alles Lebendige, einschliesslich seiner selbst.
Lomilomi wird mit warmem Öl auf einem weichen Tisch gegeben. Sie beinhaltet ein reiches Spektrum von Berührungsqualitäten sowie Massagetechniken und erfolgt vorwiegend mit den Unterarmen. Die gebende Person bewegt sich während einer lomilomi mit absoluter Präsenz in fliessenden Bewegungen um den Tisch und schafft ein sicheres und vertrauensvolles Umfeld, in dem Transformation geschehen kann. Sie bleibt jederzeit offen für mana (Lebensenergie) und in sich zentriert.
Lange, fliessende Striche über den ganzen Körper werden mit behutsamen Dehnungen, Bewegungen und sanften Gelenkslockerungen verbunden, einmal sanft, dann wieder kraftvoll und tief, jedoch nie mit Schmerz verbunden, denn aus hawaiianischer Sicht würde eine Massage, die schmerzt, ihren Sinn verfehlen.
Eine lomilomi beginnt allerdings schon vor der Massage. Die Vorbereitung des Raumes ist von zentraler Bedeutung, ebenso wie das Gebet vor (und nach) der Massage. Dieses wird zur Einstimmung entweder still oder in Form eines chants (hawaiianischer Heilgesang) gesprochen. Dadurch entsteht Verbindung mit den Kräften des Universums und der Kraft des Herzens. Eine angenehme Wärme herrscht in diesem geschützten Raum, und heitere, lebensfrohe hawaiianische Klänge, die Bilder von sonnendurchfluteten Tagen heraufbeschwören, füllen ihn.
Das warme, reichlich verwendete Öl wird jeweils mit dem Atem („ha“), Odem des Universums, gesegnet. Mit langen, kraftvollen Bewegungen wird zuerst die Körperrückseite massiert. Im Rücken stecken die Vergangenheit und die Zukunft des Menschen, sagt man in Hawaii. Wir sehen sie nicht, aber sie sind gegenwärtig. Um Vergangenheit und Zukunft gut miteinander zu verbinden, ist die Massage dieser Partie dynamisch und energiegeladen.
Die Vorderseite wird dann ebenso ausführlich, aber sehr sanft massiert, denn vor allem im Bauch stecken die Gefühle, Erinnerungen, Kränkungen und Verletzungen. Es ist wichtig, immer in Verbindung mit der Person zu bleiben, die man vor sich hat, denn durch die achtsame Präsenz kann sich Heilung auf tiefster Ebene vollziehen. Ein Schlusssegen oder stilles Dankgebet rundet die lomilomi ab.
Vor und nach der etwa 1½ Stunden dauernden Massage wird stets genügend Zeit eingeräumt, denn eine Lomilomi entspannt sehr tief. Sie erlaubt vertrauensvoll loszulassen und ist eine Entdeckungsreise zu vernachlässigten Bereichen im Körper, wie auch zu verborgenen Gefühlen und Gedanken. Zum Schluss klingt das wunderbare Gefühl friedlichen Geborgenseins nach, das den Weg zu Erneuerung, Wiederherstellung und Verwandlung bereitet.
Mana und Aloha
Die anmutige, tiefenwirksame Ganzkörpermassage wird getragen von der Philosophie der Liebe und Achtsamkeit: dem Aloha-Spirit. Aloha ist das hawaiianische Wort für (bedingungslose) Liebe und ist untrennbar mit lomilomi verbunden. Damit ist nicht nur Liebe für den Klienten gemeint, sondern auch die Liebe (oder Selbstrespekt), die der Behandelnde sich selbst entgegenbringt. Es wird so verstanden, dass die Hände, die dich berühren immer „voll“ sein sollen von aloha, d.h. mit Liebe, Achtung und Respekt.
Wie die östlichen Philosophien beruht auch die hawaiianische auf der Vorstellung, dass der gesamte Kosmos und alle Lebewesen von Energie durchströmt sind. Was Chi oder Prana in Asien, ist Ki und mana in Hawaii. Je freier mana im Körper fliessen kann, desto gesünder ist ein Mensch. Bezeichnenderweise gibt es in der Sprache Hawaiis nur ein Wort für Spannung und Krankheit. Ungelöste Verkrampfungen ebenso wie seelische und mentale Blockierungen gelten dort als Hauptursache von Erkrankungen, eine Einsicht, die inzwischen von der modernen Immunforschung bestätigt wird.